Historie der Kreuzbruderschaft
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Historie der Kreuzbruderschaft
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Nach alter Überlieferung ging vom Kreuzberg in der Rhön die Christianisierung Frankens aus. Der heilige Kilian selbst soll im Jahre 686 an der einst heidnischen Kultstätte das Kreuz aufgerichtet haben. Stets zogen fromme Pilger betend dorthin.

1525 stürzten aufrührerische Bauern das seit Kilians Zeiten wohl mehrfach erneuerte Kreuz und zerschlugen es. Die Wallfahrten erloschen. 1582 beschloss Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn deren Wiederbelebung. Er ließ drei steinerne Kreuze, eine Kapelle und einige Pilgerhütten auf dem Kreuzberg errichten. Seitdem grüßen die weitsichtbar aufragenden Kreuze das Frankenvolk.

Johann Philipp von Schönborn, Fürstbischof von 1642 bis 1673, schuf mit der ständigen Berufung der Franziskaner auf den Kreuzberg 1644 und mit dem Erlass einer „Prozessions- und Wegs-Ordnung“ die Voraussetzungen zur Entstehung größerer und von weiter her geführter Wallfahrten, die von Würzburg aus im Jahre 1647 einsetzten.

Ob das Motiv der Karlstadter Wallfahrt in gegenwärtiger oder unmittelbar drohender Pestgefahr gefunden werden kann, muss bezweifelt werden. Vielmehr dürfte der Ursprung der Wallfahrt im Flehen um den ersehnten Frieden nach dem schrecklichen Dreißigjährigen Krieg gesucht werden. Obwohl Bruderschaften zur Verehrung des heiligen Kreuzes vielerorts schon früher be-standen haben, auch in Karlstadt, wird man doch den Beginn der regelmäßigen und von der fürstbischöflichen Herrschaft genehmigten Kreuzbergwallfahrten aus den gesamten Zeitumständen nicht vor 1647 annehmen dürfen, also im Jahr einer letzten Bedrohung durch die Schweden und immerhin 15 Jahre nach der letzten Pestepedemie in Karlstadt.

Das schließt einen Zusammenhang zwischen Pestnot und Entstehung von Kreuzbruderschaften keineswegs aus. Immerhin hat sich bei der Erneuerung des alten, aus einem einzigen Astholz geschnitzten Kreuzes, das heute noch bei der Kreuzbergwallfahrt mitgetragen wird, die ursprüngliche grüne Pestfarbe finden lassen. Zunächst wird aber wohl vom Abschreiten eines örtlich bestehenden Kreuzwegs ausgegangen werden dürfen.

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Urkunden über die Karlstadter Prozession sind zwar nur spärlich im Archiv der Stadt vorhanden, doch aufschlussreich genug, um die Vergangenheit zu überschauen. In der ältesten Urkunde, einem „Decretum“ vom 04.Auguast 1755, bestätigt der Würzburger Fürstbischof der Gemeinde Karlstadt den „in Übung gebrachten Wallgang auf den sogenannten H. Creutzberg“ für dieses Jahr und erlaubt in einem weiteren Dekret vom 18. August 1756, dass die Karlstadter ihre Wallfahrt „bis auf fernweithero und bey Vermeydung aller Excessen und Unordnungen fortsetzen dürfen“. Somit ist bestimmt der fromme Brauch damals schon lange regelmäßig ausgeübt worden. Man verordnete, dass die Prozession „an Aschfeld außen vorbei zu führen“ sei und dass beim Rückweg in der „Veits-Capelle“ (Eußenheim) Einkehr genommen werden muss. An Oberthulba musste ein Einkehropfer gezahlt werden, Hammelburg und Burkardroth bekamen ein „Läutopfer“. Im Kloster Kreuzberg wurde ein Wallfahrtsopfer für die heilige Messe und für Kerzen übergeben. Es wird auch heute noch von der Bruderschaft überreicht. Das Wallfahrtsgelübde galt übrigens früher erst nach dreimaligem Umgang um die Klosterkirche auf dem Kreuzberg als erfüllt. Die Neuzeit reduzierte dies auf einmaligen Umgang.